Die Porzellankollektion von Nicole Lehner entsteht in ihrem Handwerks- und Designstudio in Buchs AG. Das eingefärbte und unglasierte Porzellan brennt sie bei 1260 Grad. «So erhalten meine Objekte ihre matte steinähnliche Oberfläche, die aber widerstandsfähig und dicht ist», erklärt Nicole. Die Porzellanherstellung braucht sehr viel Zeit, Wissen und handwerkliches Geschick. Die Herstellung der Gipsformen, in welche die Porzellanmasse gefüllt wird, ist ein aufwändiger Prozess. Einige der Formen sind nicht in einem Stück giessbar, sodass sie aus zweiteiligen Gipsformen bestehen. Ist die Porzellanmasse in die Gipsformen gefüllt, findet ein erster Trocknungsprozess statt. Das Material ist nun halbhart und kann aus der Form entnommen werden. Nach einer weiteren Trocknung kommt der Rohling ein erstes Mal in den Ofen und wird nach diesem ersten Brand von Hand geschliffen. Bei 1260 Grad wird das Geschirr ein zweites Mal gebrannt.
Die Produktpalette des Labels «Golden Biscotti» beinhaltet nicht nur Porzellan. Weitere Werkstoffe wie Holz, Stroh und Metall nehmen eine zentrale Rolle ein und spiegeln sich in den individuellen Produkten wider. «Ich möchte Produkte schaffen, die durch Ihre Schlichtheit, Qualität und Funktionalität lange im Gebrauch bleiben», erklärt Nicole. Ihre Liebe gilt deshalb nicht allein dem Porzellan, sondern dem guten Handwerk. So sind über die Jahre weitere Produkte entstanden, die Nicole in enger Zusammenarbeit mit Schweizer Handwerksbetrieben entwickelt hat. «Bereits während meines Studiums galt mein Interesse lokalen, handwerklich gefertigten Produkten. Ich war beeindruckt vom enormen Wissen der HandwerkerInnen über Material und Verarbeitung. Im Dialog über Herstellungstechniken und Materialien entstehen Ideen für neue Entwürfe», erzählt die Industrie- und Produktdesignerin. Sie kombiniert zeitgemässe Formen mit traditionellen Herstellungstechniken und greift dabei auch immer wieder bereits in Vergessenheit geratene Techniken auf und interpretiert sie neu.
In den vergangenen Jahren hat sich Nicole intensiv der Erforschung und Entwicklung von Keramikmassen aus recycelter Keramik und anderen umweltverträglicheren Materialien gewidmet. «Der schnelle und unachtsame Umgang mit Keramik, getrieben von kurzlebigen Trends führt dazu, dass sehr viel Keramik im Abfall landet.» Im Verlauf zahlreicher Experimente mit gebrauchtem Porzellan erkannte sie, dass es möglich ist, gebrannte Scherben als Rohstoff für neue Produkte zu verwenden. Auch schadhaft gebranntes Porzellan kann so für die Herstellung neuer Keramiken wiederverwendet werden. Damit kann Nicole rund die Hälfte der Porzellanmasse einsparen. Aus der neuen Masse stellt sie Seifenschalen her, deren feine Tupfen an das Recyclingmaterial erinnern.
«Aktuell experimentiere ich mit Knochen als Abfallprodukt aus der Gastronomie», sagt Nicole. Knochen spielten in der Geschichte der Porzellanherstellung eine grosse Rolle: Im 18. Jahrhundert entwickelten Porzellanhersteller in Grossbritannien das sogenannte Bone China (Knochenporzellan). Das Material, das zu 50 Prozent aus Rinderknochenasche besteht, war härter und weisser als alle anderen. Die Phosphatverbindungen, die in Knochenasche enthalten sind, lassen sich zudem für Keramikglasuren verwenden.
Wir freuen uns auf weitere spannende Produkte aus Nicoles Handwerks- und Designstudio.
Fotos: Nicole Lehner