Im Untergeschoss eines Mehrfamilienhauses in Wollishofen, unweit der Roten Fabrik und des Sees, tritt man ein in eine unerwartete Welt. Steigt man die Treppe hinunter, findet man hier das kreative, liebevoll eingerichtete Reich von Saskia. Im Sommer ist es schön kühl in ihrem Atelier, im Winter schafft die Wärme des Brennofens akzeptable Temperaturen. Scheint nachmittags die Sonne durch den Eingang des Ateliers, belegt Hündin Jamica ihren Lieblingsplatz an der Wärme.
In Saskias Atelier stapeln sich Gipsformen in unterschiedlichen Grössen neben fertig produzierten Porzellanobjekten. Über allem liegt eine feine weisse Schicht Porzellanstaub. Die Porzellanherstellung braucht sehr viel Zeit, Wissen und handwerkliches Geschick. Am Anfang steht die Herstellung der Gussform, in welche die Porzellanmasse gefüllt wird. Bis das Objekt mit inwendiger Glasur fertig ist, braucht es mehrere Arbeitsgänge – vom Giessen, übers Schleifen bis zum mehrfachen Brennen und zum Glasieren.
Saskia hat ihr Label ARAI ceramic im Jahr 2023 gegründet. ARAI bedeutet «rau» auf Japanisch – und beschreibt genau die Essenz ihrer Porzellanobjekte. Sie arbeitet intuitiv mit Händen und Spachtel. Dabei ist die Natur ihre grösste Inspirationsquelle – ihre Strukturen, ihre Ruhe, ihr Wandel. Saskia faszinieren Oberflächen, Haptik und die feinen Unregelmässigkeiten, die durch den Prozess entstehen. «Dabei suche ich nicht die makellose Perfektion, sondern die Schönheit im Unvollkommenen», erklärt sie.
Das Arbeiten mit Porzellan ist für sie aber auch ein Ausgleich, eine Art, im Moment zu sein. «Es erlaubt mir, zu experimentieren, zu spüren – und etwas Bleibendes zu schaffen.»
Dabei war ihr Weg zur Keramikerin durchaus nicht geradlinig. Von ihrer Anstellung bei einer Bank mit einem gesicherten Einkommen hat sie sich irgendwann verabschiedet, weil ihre Kreativität dabei zu wenig Platz hatte. Über die Fotografie hat sie den Weg zur Keramikherstellung gefunden. «Ich wollte immer etwas mit meinen Händen erschaffen», erklärt Saskia. Ihr fotografisches Auge ist dabei ständiger Begleiter. Noch sei es schwierig, vom Handwerk zu leben. Deshalb arbeitet sie einige Tage pro Woche in einem renommierten Zürcher Haushaltsgeschäft, wo unter anderem auch ihre Produkte ausgestellt sind. «Es ist interessant, das Feedback von den Kunden zu hören. Das ist immer ehrlich, denn die meisten wissen ja nicht, dass ich es selbst herstelle», sagt Saskia mit einem Schmunzeln. Wir haben uns auf jeden Fall Hals über Kopf in die zugleich zarte und raue Schönheit der ARAI-Objekte verliebt. Deshalb freuen wir uns, die Teller, Schalen und Tassen in je drei Grössen neu in unserem Sortiment zu haben.
Fotos: Sarah Reuland